Kalender072023 – Du bist Rhythmus

Kalender072023 – Du bist Rhythmus

Als Teenager war ich ein begeisterter Afro-Fan. Unter Afro versteht man eine Musikrichtung, die afrikanische Trommel-Rhythmen mit einer Art von langsamen Cosmic- oder Tranceklängen verbindet und in den 90ern besonders in gewissen Regionen Österreichs, so auch im Weinviertel, sehr beliebt war. Mich faszinierte besonders der erdige Rhythmus, auf den man sich verlassen konnte und der mir das Gefühl gab, die eigene Heimat in mir zu spüren. Gerade als junger Mensch war es für mich nicht immer so leicht den eigenen Rhythmus zu hören, geschweige denn diesem zu folgen oder ihn sogar für mich selbst zu definieren.

Dafür brauchte es gewisse Stabilität und Erdung. Unterstützung fand ich dabei in den coolen Afro-Beats, die mir halfen meinen unruhigen Geist zu zentrieren. Gleichzeitig bereitete mir diese Art von Musik so große Freude, was mich schließlich dazu motivierte, die Kunst des Schlagwerks zu erlernen. Dazu zählten die kleine Trommel, Pauken, das Schlagzeug, die gesamte Percussion-Instrumenten-Palette wie Bongos und Kongas sowie Schüttel- und Rasselinstrumente bis hin zum Glockenspiel und der Triangel. Hauptsache Rhythmus und irgendwo mal so richtig draufhaun!

Für mich war es wichtig, den eigenen Rhythmus im Außen laut zu hören. Denn in mir drin, waren so viele Gedanken, Gefühle und Wirr Warr, dass ich oftmals nicht unterscheiden konnte: Was gehört davon mir und was nicht? Welcher von den ganzen Beats ist da eigentlich mein Rhythmus?

Die Trommel SELBST zu schlagen, ließ mich meinen eigenen Rhythmus nicht nur spüren, sondern ihn auch deutlich hören. So greife ich auch heute noch gerne zu meiner lieb gewonnen Buffalo-Drum, und das nicht nur bei meinen Seminaren. Manchmal schnappe ich mir am Morgen einfach so die Handtrommel und gehe durch den Garten oder das Haus und schlage so fest darauf, dass die Vibration des Klangkörpers bis in jeder Zelle meines Körpers nachschwingt. Einfach um mich zu zentrieren – und weil es mir so richtig Freude macht.

Das Leben ist ein Spiel, das durch das Prinzip des Rhythmus bestimmt wird. Die Balance von Anspannung und Entspannung, von Einatmen und Ausatmen – alles findet sich in einem natürlichen Gleichgewicht. Und so entsteht der Schwung des Lebens einfach so, ohne dass wir etwas dafür tun müssten. Weil nach der Ebbe die Flut kommt und nach der Nacht kommt wieder der Tag. Es kommt wie es kommt, von ganz allein. So liegt es an jedem von uns, das natürliche Gesetz des Rhythmus anzuerkennen. Dabei ist weder das eine noch das andere gut oder schlecht, sondern einfach Teil des Ganzen. Alles wechselt sich auf natürliche Weise in seinem Gleichgewicht ab und gibt so dem Leben seinen Schwung. Dennoch darf jeder in diesem Spiel seinen ganz persönlichen Rhythmus finden und mit seinem Instrument zum Klang eines riesigen Orchesters beitragen, das am Ende dem gesamten Universum seine einzigartige Schwingung gibt.

Die Erkenntnis, die ich damals als Teenager unbewusst in mir trug und die ich heute bewusst in mir trage, ist: Höre auf den eigenen Rhythmus. Mache ihn spürbar, mache ihn hörbar. Vertraue auf ihn und tauche ein in den natürlichen Fluss des Lebens, der dich trägt, der mit dir schwingt. Denn du bist das Leben selbst.

Auch wenn es die Trommel ist, die dich anfänglich dabei unterstützt ihn zu hören, so ist es doch DEIN Rhythmus, der die Trommel zum schwingen bringt.

Das Mantra des Monats Juli lautet: Ich lebe meinen eigenen Rhythmus.

PS: Das Bild zum Kalender ist im Juli 2022 bei einem spontanen Ausflug zum Weissensee in Kärnten entstanden und zeigt zwei Freunde, die mit dem Rhythmus der Wellen auf ihrem Boot rudern.



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