02 Mai Vom Ei zum Brei
Letzte Woche erzählte ich, wie 30 Jahre Kakao zum Frühstück 20 kg mehr auf meine Waage brachten. Dass ich daran nicht ganz unschuldig war – eine bittere Erkenntnis. Das Gute daran, ich konnte es ändern. Und das tat ich auch an diesem 2. Jänner 2011. Ich brauchte Unterstützung. Ich brauchte neues Wissen und Bewusstsein. Und ich brauchte ein Commitment zu mir selbst. Die Weight Wachters kamen hier genau richtig, denn der nächste Kurs war nur eine Straße weit von meiner Wohnung entfernt und startete am Montag dem 2. Jänner. Ein perfekter Zeitpunkt für Neujahrsvorsätze. Wie ich feststellte war ich nicht die einzige die sich wegen des schlechten Gewissens nach der Weihnachtszeit und vermutlich auch wegen zu enger Jeans zum fröhlichen Gruppenabnehmen entschieden hatte.
Das Abnehmziel musste zweistellig sein
Schließlich wagte ich an jenem 2. Jänner den Schritt zu den Weight Watchers – und ich war positiv überrascht. Gleich zu Beginn gab es eine ausführliche Erklärung, Unterlagen zum Thema Ernährung und einen praktischen Plan, wie das Ganze funktionieren sollte. Dabei gab es jedoch einige Regeln, die mir so gar nicht schmeckten. Aber ich musste mich entscheiden: Wollte ich wieder in meine alten Jeans passen oder bald der nächsten Kleidergröße „Hallo“ sagen. So tat ich, was ich tun musste – ich stellte mich auf die Waage: 72 kg. Diese Gewichtsmarke wurde gleich schwarz auf weiß in meinem Pass eingetragen. AU! Das tat weh. Ich musste mein Zielgewicht definieren: 10 kg weniger. Das war eine Ansage für mich. Die Dame neben mir wollte 20 kg abnehmen; das motivierte mich. So gab ich mir einen Ruck und nahm diese Herausforderung an.
Es ging um Kompensations-, Trost- und Beruhigungsmethoden
Was dann kam, waren milde ausgedrückt Wochen in denen ich durch die Hölle ging. Ich – ein Zuckerjunkie par excellence sollte auf Dinge verzichten, die fixer Bestandteil meines Lebens waren. Dabei meine ich nicht nur die Materie Essen. Es ging um viel mehr. Es ging um Antrainiertes, um Belohnungen, um Kompensationsprozesse, um Beruhigungsmethoden, um Trostspender. Es ging de facto um tausende Gewohnheiten, die nicht nur mit Essen zu tun hatten, sondern mit meinem gesamten Leben, meiner Einstellung und meinen bis dato gut funktionierenden Mechanismen. Ich habe schon das letzte Mal erwähnt, dass diese Umstellung – und damit meine ich jetzt nicht nur meine Essgewohnheiten – ein Jahr gedauert hat.
Die ersten 5 Kilo waren die härtesten
Das war bis dato die für mich größte Anstrengung meines Lebens. Es ging langsam voran, aber ich lernte die winzigsten Erfolge zu schätzen und freute mich über jedes Kilo das purzelte. Manchmal waren es nur 200 Gramm, auch das wurde wertgeschätzt. Immerhin nicht zugenommen. Rückblickend betrachtet waren die ersten fünf Kilos die schwierigsten.
Ich darf nur eine Pizza pro Tag essen
Aber fangen wir von vorne an: Das wichtigste war zu Beginn den Istzustand festzuhalten. Was esse ich wirklich. Und damit meine ich alles. Von jedem Stück Schokolade über den Snack zwischendurch bis hin zu jedem Schluck Limonade. Mein Ergebnis war, dass ich zweimal so viele Kalorien täglich zu mir nahm als ich sollte. Ich wusste gar nicht, welches Lebensmittel wie viele Kalorien hat und welche Nahrung meinem Körper gut tut. So deckt eine Pizza allein meinen ganzen Tagesbedarf ab. Ein von mir besonders geliebter Snack am Abend – die Weißwurst mit einem Brezerl im Bräuhaus gegenüber – erfüllte den halben Tagesbedarf. Das gleiche galt für Pasta in rauhen Mengen, Knödel jeglicher Art und sowieso für alles was frittiert war. Ich musste meine komplette Speisekarte im Kopf überdenken, alles was ich liebte und aß machte mich zu dem was ich war. Jemand, der sich selbst nicht leiden konnte.
Der Kakao allein deckte ein Viertel meines Tagesbedarfs
Eine besondere Entdeckung war für mich das Thema Milch. Ein Viertel Liter Vollmilch mit einem Löffel Kakao deckte bereits ein Viertel meines Tagesbedarfs ab. Natürlich hab ich immer Vollmilch getrunken, wir alle wissen Fett ist ein Geschmacksträger. Lecker! Mein Kakao zum Frühstück war einer meiner vielen Klumpfüße. Der Zeitpunkt war gekommen mich davon zu verabschieden. Ein neues Frühstück musste her. Bei den Weight Watchers gibt es eine Regel täglich von allen Kategorien wie Eiweiß, Milch, Kohlehydrate und Gemüse etwas zu essen und vor allem Zucker, Alkohol und zuviel Fett wegzulassen. Das Frühstück galt dabei als wichtige Mahlzeit.
Kein Weizen, keine Milch, kein Zucker
Ich machte mich also auf die Suche nach einem neuen Frühstück, das für meine Umstände geeignet war. Es sollte schnell gehen, gut schmecken und nicht zu viele Kalorien haben. Ebenfalls sollte es für eine gewisse Zeit satt machen und nahrhaft sein – was mir erleichterte, Kuchen und Naschereien während des Vormittags auszulassen. So fand ich für diesen Zeitpunkt mein perfektes Frühstück: eine Scheibe Roggenbrot ohne Hefe, denn Weizenprodukte strich ich in diesem Jahr ebenfalls komplett aus meiner persönlichen Speisekarte; dazu mehr in den nächsten Artikeln. Auf das Brot kam eine pflanzliche Margarine aus dem Bioladen, trotzdem sehr dünn aufgetragen. Dazu gab es ein weiches Ei. Als Getränk fand ich einen passenden Ersatz im ungesüßten Kräutertee. Entgegen der Regel von Weight Watchers jeden Tag Milchprodukte zu essen entschied ich mich bewusst dafür, diese dennoch wegzulassen. Warum und in welcher Form – auch dazu mehr später.
Heißhunger-Attacken ausgetrickst
Es dauerte eine Weile bis ich mich an mein Frühstück gewöhnte hatte, aber sehr bald empfand ich es sogar als sehr schön und fühlte mich deutlich fitter. Dadurch verspürte ich bis zum Mittagessen keinen Gusto auf Süßes und ohne die auftretenden Heißhunger-Attacken zum Mittagessen schaffte ich es zu dieser Mahlzeit gesunde Speisen zu wählen. Dies war der Anfang meiner ersten fünf Kilo-Reduktion. Auch die nächsten 5 Kilo purzelten mit diesem Frühstück und anderen neuen Essgewohnheiten. 10 kg Abnehm-Ziel geschafft. Dann verließ ich die Weight Watchers und es war Stillstand auf der Waage. Ich glaubte damals nicht daran, noch mehr abnehmen zu können und sah auch keinen Grund darin. Es war nicht nur das Frühstück das alles änderte, jedoch das erste und wichtigste Puzzleteil auf dieser Reise.
Wieder änderte ich meine Frühstücksgewohnheit
Dieses Frühstück praktizierte ich einige Jahre, in verschiedenen Variationen. Es passte gut zu meinem Lebensstil – und wieder hatte sich eine Gewohnheit gebildet, die ich nicht hinterfragte. Weil ich es zu diesem Zeitpunkt nicht besser wusste. Letztes Jahr gab es jedoch einen Grund meine Ernährung zu überdenken. Mein Körper gab mir Feedback. Aus unerklärlichen Gründen hatte ich hin und wieder Atemnot, die keine körperlichen Ursachen hatte. Wieder holte ich mir Rat von außen – diesmal mit einer auf mich persönlich zugeschnittenen Ernährungsberatung. Der erste und absolut grundlegende Tipp war: Brei zum Frühstück.
Die letzten Kilos purzelten mit dem Brei fast von allein
Das hat mein Leben komplett verändert. Dadurch purzelten die nächsten 10 Kilos fast von alleine auf mein heutiges Idealgewicht von 52 kg.
Bereits seit vielen Jahren halte ich nun spielend mein Idealgewicht und verdanke dies vor allem meinem Lieblingsfrühstück, dem Haferbrei. Hier ist mein persönliches Erfolgsrezept für ein gutes Frühstück:
Rezept für meinen Haferbrei
Zutaten: Haferflocken, Wasser, Obst nach Saison, Hafermilch, Mandeln oder Nüsse, Leinenöl oder Kokos-Öl
Wasser erhitzen und Haferflocken einrühren, am besten schmecken mir die zerkleinerten Flocken (Biomarken von Alnatura oder Hofer – Zurück zum Ursprung). Als Alternative verwende ich auch Hirseflocken, Amaranth oder andere glutenfreie Getreide in Flockenform. Wenn man den Brei cremiger will, empfiehlt sich ein Schuss Hafer- oder Mandelmilch; von Kuhmilch bin ich abgekommen (dazu mehr später).
Besonders wichtig ist es, auch gute Fette hinzuzufügen – ich nehme gerne Leinöl (das schmeckt am Anfang gewöhnungsbedürftig, ist aber sehr gesund für den Darm) oder das Superfood Kokosöl (das kaufe ich auch im Bioladen). Grundsätzlich kaufe ich alle Produkte in Bio-Form, wenn erhältlich.
Den Haferbrei kann man mit Obst verfeinern, dabei nehme ich vorwiegend saisonales, besonders liebe ich Birnen gedünstet (das kann man in kleinen Stückchen gleich mit dem Brei mit dünsten); oder einfach fertiges Apfelmus. Bananen würde ich nicht nehmen, die haben zu viel Zucker. Insgesamt verzichte ich in meinen Gerichten auf Zucker und verwende wenn absolut notwendig alternative Süßungsmittel wie Honig, Stevia oder Agavensirup.
Besonders lecker ist der Brei, wenn man am Schluss Mandelsplitter oder Mandel-Blättchen anröstet und darüber streut. Wer was ganz feines will, kann dies mit diversen Nüssen variieren oder getrockneten Früchten. Besonders extravagant und energiereich sind Gojibeeren.
Wie lecker sowas sein kann, davon hab ich Euch ein Foto gemacht – von meinem ganz persönlichen Frühstücksbrei, mit Haferflocken, Birnen, Mandelsplitter & Leinöl. Lasst es Euch schmecken!
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