07 Mai Feedback ist der grösste Liebesbeweis
Heute bin ich eine Feedback-Fetischistin. Weil ich es zu schätzen gelernt habe. Weil ich weiß wie ich es gebe und vor allem wie ich es annehme. Das war nicht immer so. Gegenteilige Meinungen zu meiner Person empfand ich früher oft als harsche Kritik, als plumpe Beleidigung – ja wahrlich als Anmaßung. Dann mach es doch besser! Das war meine Reaktion. Meist nur in Gedanken, manchmal ist es im Zorn auch über die Lippen gekommen. Aus Angst ungewolltes Feedback zu bekommen, habe ich eine Zeit lang niemandem mehr von meinen Ideen erzählt. Keine Aktion – keine Reaktion. Auch das ist Feedback. Wenn sich plötzlich niemand dafür interessiert was man tut. Wie schon Paul Watzlawik weise gesagt hat: Mann kann nicht nicht kommunizieren.
Keine Reaktion ist auch Feedback: Nämlich WURST!
Wenn du nicht reagierst, dann ist es dir offenbar Wurst. Kein Like. Nur Wurst. Und keine Likes schmerzen heute manche Menschen fast mehr als harsche Kritik. Als gelernte Juristin weiß ich bestens, dass Nichtstun den Tatbestand der Unterlassung erfüllt und sehr wohl Rechtsfolgen nach sich zieht. So ist es auch im Leben. Alles was wir tun hinterlässt Spuren und hat Konsequenzen. Das gilt auch für das was wir nicht tun oder ignorieren. Dies ist eine der vielen Reaktionen auf Feedback – so zu tun, als ob ich es nicht gehört hätte. Von besonderer Reife zeigt Aggression gegenüber dem Feedback-Geber. Feiglinge bevorzugen die Kopf-in-den-Sand –Technik beziehungsweise lächeln schlechte Kritik einfach weg. Es ist wie mit den Monstern unterm Bett. Nur weil wir uns die Decke über den Kopf ziehen, sind die Monster noch immer da.
Feedback ist unser Kompass
Dabei ist Feedback eines der wichtigsten Dinge was uns im Leben voranbringt. Es ist ein Kompass der uns die Richtung anzeigt. Er sagt uns ob wir richtig oder falsch liegen. Es ist wie beim Segeln. Man kennt das Ziel und hat die entsprechenden Instrumente um es anzupeilen – man befragt den Kompass, vergleicht die Richtung mit den Ziel-Koordinaten und richtet Segel und Steuer wieder neu daran aus. Das ist der Weg zum Ziel.
Die drei Monster: Körper, Umwelt und Ergebnisse
Feedback erhalten wir täglich. Es tritt in unterschiedlichen Formen auf. Oft vergessen wir darauf zu achten und es als wichtigen Bestandteil unserer Entwicklung wertzuschätzen. Es gibt drei Arten von Feedback die uns täglich sagen ob unsere Richtung stimmt. Das sind unser Körper, unsere Umwelt und messbare Ergebnisse.
1. Der Körper ist unser wichtigster Feedback-Kompass
Schon mal am Morgen in den Spiegel geblickt und gedacht: Ich schau fertig aus! Auch das ist Feedback. Schlecht geschlafen, zu wenig oder den Abend davor exzessiv verbracht. Oder die Aufregung weil heute ein ernstes Gespräch mit dem Chef ansteht. Ich habe lange gebraucht um meinem Körper-Kompass die notwendige Aufmerksamkeit zu geben, die ihm ohne Zweifel zusteht. Früher hatte ich mindestens zwei Mal im Jahr Angina. Im Zeitraum von 10 Jahren legte ich 20 kg zu, hatte ein niedriges Energielevel, war immer müde, hatte schwere Beine am Morgen und selbstverständlich Augenringe. Was ich dagegen tat – Antibiotika, kaschierende Modeschnitte, viel schlafen und eine sündteure Augencreme. Natürlich hat es geholfen. Kurzfristig. Verdrängen funktioniert eine Zeit lang. Aber die Monster waren noch immer da. Die wurde ich so nicht los.
Danke lieber Feedback-Knopf!
Ein mittlerweile lieb gewonnener Feedback-Punkt ist heute mein kleines Alarm-Monster – ein Knoten im linken Schulterbereich. Zu viel Stress, Anspannung und zu wenig Sport und Glück spiegeln sich darin wider. Kennengelernt habe ich ihn besonders intensiv bei meiner Tätigkeit im Management. Es gab sogar Nächte in denen ich vor Schmerzen nicht schlafen konnte. Dieser Feedback-Punkt war richtig hart verknotet wie ein kleiner Golfball – unzerstörbar. Chinabalsam, Chiropraktik, Yoga – alles half nur kurzfristig. Verschwunden ist er erst, als ich meinen damaligen Job wechselte und mir alle Last wortwörtlich von den Schultern fiel. Heute höre ich auf ihn – schon viel früher. Er ist immer da, wenn ich es wieder einmal übertreibe und nicht auf meinen Körper-Kompass höre. Danke lieber Feedback-Knopf! Durch dich bleibe ich fit und gesund.
2. Deine Umwelt gibt dir Feedback
Die häufigste Form von Feedback ist die direkte Rückmeldung einer Person, der Familie, von Arbeitskollegen, Chefs, Kunden oder sogar einer ganzen Fangemeinschaft. Feedback lautet oft folgender maßen: Der Bericht ist nicht vollständig. Das Essen schmeckt mir nicht. Du bist nicht liebevoll genug. Das sind Rückmeldungen die du von einem Chef, einem Kunden oder einem Partner bekommst. Und hilft es dir in dieser Form? Was fehlt denn genau am Bericht, was schmeckt am Essen nicht und was verstehst du bitte unter liebevoll. Hier kommt ein Schlüsselwort ins Spiel – nämlich Kommunikation.
Wie gebe ich Feedback, das dich weiterbringt
So wie ich im Artikel Der Jumping Monkey beschrieb – bekam ich eine nicht gut erledigte Aufgabe vom Chef zurückgeworfen – mit den Worten: Nochmal. So geht das nicht. Das war ein Ratespiel für mich. Was habe ich falsch gemacht und was kann ich besser machen. Worauf ich hinaus möchte – ist die Art der Kommunikation. Erstens – in welcher Form gebe ich Feedback? Ist sie positiv, bestärkend, gleichgültig oder sogar negativ? Zweitens – gebe ich eine konkrete Anregung, was mir besser gefallen hätte? Gibt es einen konkreten Anhaltspunkt, was besonders gut war und wo man etwas verbessern könnte – im besten Fall mit einem Vorschlag.
Feedback bedeutet Ich liebe dich!
Sobald wir interagieren gibt es Kommunikation und es entsteht zwangsläufig Feedback. Das ist der größte Liebesbeweis überhaupt. Jemand anderer nimmt sich Zeit auf deine Aktion zu reagieren. Wie schon oben erwähnt gibt es auch die Form des Unterlassens – und das bedeutet in Wahrheit: Du interessierst mich nicht. Feedback wird oft in seiner Bedeutung missverstanden. Es gibt dir jemand die Möglichkeit, dich zu verbessern. Ist die Kommunikation aber nicht klar wird die Rückmeldung falsch verstanden. Deine Gedanken lauten daher: Immer kritisiert sie mich. Nie mache ich es gut genug. Er versteht einfach nicht was ich brauche. Genau das ist der Punkt. Wir sind alle keine Hellseher. Wenn wir nicht sagen, was wir genau wollen und brauchen, weiß es unser Gegenüber nicht. Dasselbe gilt für Feedback. Wenn wir unserem Gegenüber nicht sagen, was uns konkret besser gefallen hätte, unterlassen wir es, ihm eine Möglichkeit zur Verbesserung zu geben. Wir verwehren ihm unsere Liebe in Form von Feedback – die Wertschätzung, die jeder Mensch braucht um in seiner Aufgabe einen Sinn zu sehen.
3. Alle Ergebnisse sind Feedback
Das gemeinste Feedback ist das der Resultate. Es ist messbar. Und das Schwarz auf Weiß. Kein Geld am Konto. Keine Umsätze bei der neuen Produktlinie. Das diesjährige Jahresziel für eine Prämie nicht erreicht. Die Scheidungspapiere im Postkasten. All das ist Feedback. Das ist nichts, das über Nacht passiert. Die Alarme haben sich schon viel früher angekündigt. Wir konnten oder wollten sie nicht sehen. Sie waren da. Denn Resultate lügen nicht. Ich habe es am eigenen Leib erfahren – das gespaltene Verhältnis zu meiner Waage mit den 20 kg mehr war der beste Beweis. Die Alarme waren nicht mehr nur leise zu hören, sondern Sirenen – und ich nahm zur Geräuschunterdrückung nicht nur Ohropax sondern Industrie Ohrschützer, die man bei Arbeiten mit einem Schlagbohrhammer verwendet. Die Rechnung bekam ich am Schluss präsentiert. Was ich gelernt habe, aufmerksamer zu sein. Auf meinen Körper und die leisen Alarmzeichen früher zu hören. Wenn ich wieder unruhig schlafe, grantig bin oder mich ein Hautausschlag quält, dann ist es Zeit auf den Kompass zu schauen. Denn all das ist Feedback. Auf das ich heute höre. Sofort. In der Minute. Irgendwas stimmt gerade nicht. Meine Ernährung, zu wenig Sport, negatives Umfeld, zu wenig Zeit für mich, was es auch ist – es ist das erste, auf das ich achte und dem ich meine Zeit widme. Vor allen anderen Dingen. Denn nur wenn ich auf mein Feedback achte, geht es mir gut und dann kann ich gutes für andere tun.
Feedback darf man lieben lernen
Feedback gibt es in vielen Variationen. Du kannst es geben, dankend annehmen, ungewollt bekommen oder sogar exzessiv danach fragen. Weil es mir selbst als so wichtiges Instrument dient, werde ich nächste Woche darüber schreiben, wie man mit Feedback umgeht, mit gutem, negativem und auch ungewolltem. Wie man selbst Feedback bekommt, das einen weiterbringt um es schließlich zu verwerten und welche Fragen extrem wirkungsvoll sind, um Feedback als den Liebesbeweis schätzen zu lernen, der es ist. Denn…. Feedback ist der größte Liebesbeweis.
Inspirierende Fragen für dein Selfie-Feedback
Wieviel Aufmerksamkeit schenkst du deinem Körper-Kompass, wenn er dir etwas sagen will?
Bist du ein liebevoller Feedback-Geber?
Mit welcher Reaktion nimmst du Feedback an?